Es ist ein Thema, das so alt ist wie das Berufsleben selbst: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sorgt immer wieder für Probleme und Diskussionen. Gerade für Mütter ist es nach einer Schwangerschaft und der Geburt eines Kindes häufig schwer, zurück in den alten Beruf zu wechseln, denn Familie und Karriere bedeuten immer eine Doppelbelastung. Zwar gibt es schon zahlreiche staatliche Instrumente wie das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz oder Regelungen zum Mutterschutz, das bedeutet jedoch fast immer finanzielle Einbußen, die sich schon Normalverdiener im Alltag kaum leisten können. Von den Einbußen bei der Rente ganz zu schweigen.
Bis zu 36 Monate Elternzeit pro Kind pro Elternteil sind möglich, und immer noch sind es primär die Frauen, die diese Zeit in Anspruch nehmen – die Gründe liegen teils auf der Hand. Neben einer gesetzlich verordneten Auszeit von sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt, in der Arbeitgeber schwangere Frauen nicht beschäftigen dürfen, ist es meistens immer noch so, dass der Mann beruflich oft fester im Sattel sitzt als die Frau oder mehr verdient. Und nicht immer ist der Wiedereinstieg praktisch so einfach möglich, wie es theoretisch gewünscht ist. Die Erfahrungen von Ramona* und Johanna* zeigen, dass unter anderem das oft genannte Recht auf Teilzeit gar nicht immer umgesetzt werden kann.
Seit ihre Tochter vor zwölf Jahren auf die Welt kam, übt Johanna ihren gelernten Job nicht mehr aus. Sie arbeitete bis dahin als Erzieherin in einem Kinderheim. War der Beruf mit dem ersten Kind noch vereinbar, kam ihre Tochter mit einer Fehlbildung auf die Welt, die eine chronische Darmerkrankung auslöst. Arbeiten im Schichtdienst? Nicht mehr denkbar. „Ich muss reagieren können, wenn mit ihr was ist“, sagt Johanna und ihr Arbeitgeber sei nicht in der Lage gewesen, ihr da ausreichend entgegen zu kommen. „Es werden überall Erzieher gesucht, aber die Arbeitsbedingungen sind nicht mit unserer Situation vereinbar“. Ihr Mann verdient ausreichend, sie seien daher nicht zwingend auf ihr Gehalt angewiesen, aber es schmerze schon sehr, diese Unabhängigkeit zu verlieren. Einfach fürs eigene Gefühl. Heute hat sie eine Putzstelle in Teilzeit – in dem Unternehmen, in dem auch ihr Mann arbeitet und quasi ihr Vorgesetzter ist. Vieles lässt sich daher auf kurzem Dienstweg klären.
Ähnlich ist es bei Ramona: Sie arbeitet als Krankenschwester in der Klinik, in der auch ihr Mann tätig ist. Dienstpläne lassen sich aufeinander abstimmen. Bis zur Geburt der beiden Söhne (2010 und 2014) arbeitete Ramona in Vollzeit, nach jeder Geburt blieb sie jeweils zwei Jahre zu Hause. Heute hat sie eine 50-Prozent-Stelle, dazu einen Nebenjob bei einem Pflegedienst. Ihr Problem war ein anderes: „In der Pflege verändern sich die Prozesse rasend schnell“. Ein neues Dokumentationssystem, ein Umzug der Klinik, dazu wechselte sie die Abteilung: „Für alles, was sich in zwei Jahren geändert hat, hatte ich letzten Endes sieben Tage Einarbeitung“.
Klar ist: Elternzeit beanspruchen bedeutet meistens finanzielle Einbußen. Welche Lösungsmöglichkeiten es gibt, sowie welche Rechte und Pflichten Arbeitnehmer rund um ihre Elternschaft haben, das fasst das Familienportal, ein Informationsportal des Bundes, ganz gut zusammen.
Und was bedeutet eine Berufspause in Sachen Rente? Kyra Schneider-Naumann, Vertriebscoach und Sozialberatung der R+V Allgemeine Versicherungs AG in Gießen, erklärt: „Es ist wichtig, dass Betreuungszeiten richtig bei der Rentenversicherung angemeldet werden“. Bis zu drei Jahre pro Kind werden anerkannt. Frauen stünden durch den Gender-Pay-Gap und die familienbedingten Auszeiten ohnehin schon schlechter da bei der Rente – vielen sei das aber gar nicht so bewusst. Was wir Frauen für unsere Rente und unsere Unabhängigkeit tun können, das erklärt Kyra Schneider-Naumann in unserem Beitrag „Da geht noch was!“.
Doch wie gelingt der erfolgreiche Wiedereinstieg in den Job nach Elternzeit oder auch einer Auszeit, in der Angehörige gepflegt wurden? Am Anfang des Ganzen steht die Frage: Möchte ich unbedingt in meinen bisherigen Beruf und meine bisherige Stelle zurück? Was wünsche ich mir in Zukunft von meinem Job und für mein Leben? Was hat sich im Unternehmen und bei mir alles verändert? Wichtig ist, mit dem Arbeitgeber über die eigenen Vorstellungen und Wünsche zu sprechen – und gemeinsam eine Lösung zu finden. Vielleicht kann und möchte ich eine andere Tätigkeit übernehmen, vielleicht die Abteilung wechseln, nur noch in Teilzeit arbeiten.
Sprecht Eure Wünsche und Vorstellungen konkret an, macht Euch aber auch Euren eigenen Wert bewusst. Vielleicht ist die alte Stelle auch gar nicht mehr die richtige für euch – eventuell ist es Zeit für eine Neuorientierung und Neuentwicklung. Auch eine Selbstständigkeit kann die Lösung sein – diese bietet zwar einige Unsicherheiten, bieten aber auch eine durchaus erhöhte Flexibilität, wie die Geschichte von Stephanie Jana zeigt. Es gibt viele Möglichkeiten – Ihr müsst sie nur nutzen.
*Namen von der Redaktion geändert.
Redakteurin, Coach und Eventmanagerin; Inhaberin von SG Events & Medien
Vertriebscoach und Sozialberatung der R+V Allgemeine Versicherungs AG
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