Ich bin seit über zehn Jahren selbstständig. Mein Terminkalender ist immer voll, zusätzlich zu meinen zahlreichen Jobs im Medienbereich und im Veranstaltungssektor habe ich auch privat immer richtig viel vor. Ich werde bald 40, bin in einer festen Partnerschaft, engagiere mich in verschiedenen Netzwerken, habe ein zeitaufwändiges Hobby und gehe auch selbst durchaus gerne aus. Wie ich das anstelle? Nun, es gibt einen entscheidenden Faktor, der mich so flexibel macht: Ich habe keine Kinder.
Nun kenne ich aber auch Mütter, die selbstständig sind und dazu auch noch lange Zeit alleinerziehend waren. Mädels, das ist doch der Hammer – wie zum Geier macht ihr das? Ich ziehe davor schlichtweg meinen Hut.
Daten des Statistischen Bundesamtes zu Folge gab es 2019 in Deutschland 1,5 Millionen Alleinerziehende, die im eigenen Haushalt minderjährige Kinder betreuten. Sie machten rund 19 Prozent aller Familien mit minderjährigen Kindern aus. Davon sind rund 1,3 Millionen Mütter (also 88 Prozent) und 185.000 Väter (zwölf Prozent). In Hessen waren es 109.000 Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern, davon 96.000 Mütter. Dazu kommen Alleinerziehende, bei denen volljährige, ledige Kinder mit im Haushalt leben.
Kinder haben, noch dazu alleinerziehend, selbstständig sein, sich dabei am besten noch selbst verwirklichen, die eigenen Träume leben und trotzdem über die Runden kommen: Was vielen unmöglich scheint, ist dennoch möglich. Stephanie Jana aus Pohlheim, freie Autorin und Lektorin mit Büro-Standorten in Gießen, Frankfurt und Braunschweig, ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man Mutter zweier Kinder, mal mehr, mal weniger auf sich allein gestellt und trotzdem selbstständig sein kann. Leicht sei es nicht immer gewesen, räumt sie ein und ermutigt andere: „Es ist definitiv möglich“. Jana hat Germanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert, schon während des Studiums absolvierte sie kleine Lektorats-Jobs. Die Suche nach einer Anstellung im Redaktionsbereich führte sie nach Hamburg, doch es kam anders: Sie begann als Aushilfe in der Filiale einer bekannten Bekleidungskette, kurz darauf wurde ihr ein Job als Store-Managerin angeboten. Eine echte Herausforderung, die sie annahm und schließlich zu einer weiteren Filiale nach Bonn führte. Mit 29 wurde sie mit ihrer Tochter schwanger. Eine Führungsposition im Mode-Einzelhandel? „Mit Baby undenkbar.“ Also nahm sie einen Teilzeitjob in einer Buchhandlung an und nahm die Selbstständigkeit als Lektorin wieder auf und baute diese peux-a-peux bis zur Hauptberuflichkeit aus. Das mittlerweile mit zwei Kindern (heute sind Janas Kinder 15 und 12 Jahre alt) und einem Mann, der als Vertriebler durch ganz Deutschland reiste und eh nie zu Hause war. „Ich war schon immer auf mich gestellt und habe Entscheidungen im Familienalltag alleine getroffen.“ Das veränderte auch den Blick auf ihre Ehe: Ihr stetiger Erfolg, das sich damit steigernde Selbstwertgefühl und die wachsende Unabhängigkeit führten schließlich zur Trennung. „Ich habe aber fünf Jahre gebraucht, es war ein langer Prozess.“
Heute ist Stephanie Jana wieder verheiratet und immer noch selbstständig. „Es war teilweise wirklich schwer. Aber ich habe nie darüber gejammert, oder die Kinder als Ausrede verwendet, sondern immer weiter gemacht.“ Keinen einzigen Schritt bereut sie. „Das größte Problem von Frauen ist der Mangel an Größenwahn“, zitiert sie ihren liebsten Postkartenspruch zu diesem Thema. Was wir Zukunftsplaner*innen ja bereits in anderen Beiträgen festgestellt haben. Oft fehlt uns Mädels einfach der Mut – eben auch in Finanzdingen. Dabei wäre es doch wirklich ein Klacks, sich da etwas anzueignen und mehr zu trauen, auch mal Risiken einzugehen – Frauen wie Stephanie Jana gelten da als strahlender Motivator.
Doch tatsächlich ist das Thema Geld gerade für Alleinerziehende oftmals ein echtes Problem. Bundesweit waren laut Statistischem Bundesamt 2019 rund 43 Prozent aller Alleinerziehenden armutsgefährdet. Aus dem sechsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung geht außerdem hervor, dass ein Fünftel der erwerbstätigen Alleinerziehenden trotz Arbeit armutsgefährdet ist. Mädels, das kann doch nicht sein! Wir müssen wirklich einmal über Geld reden. Hilfestellungen zu dem Thema gibt auch der Verband alleinerziehender Mütter und Väter, der seit 1967 die Interessen der Alleinerziehenden vertritt. Auf seiner Webseite informiert der Verband in einer Broschüre umfassend über alle möglichen Leistungen, die Alleinerziehenden helfen können, etwa über den Kinderzuschlag (KiZ). Das ist ein zum Kindergeld, der Eltern unterstützen soll, die mit ihrem Einkommen zwar für sich selbst, nicht aber ausreichend für die Kinder sorgen können. Der Verband hilft außerdem bei Themen wie Steuerfreibeträgen, Unterhalt oder auch klassischen Hilfen wie Wohngeld oder ALG II. Auch beim Wohlfahrtsverband Caritas gibt es umfassende Infos zum Thema.
Wichtig ist auch hier, sich nicht entmutigen zu lassen und an sich zu glauben. „Man muss natürlich Abstriche machen“, sagt auch Stephanie Jana, „aber bitte glaubt an euch und macht euch nicht abhängig!“ Sie selbst hat bei ihrer Gründung damals Gründungszuschuss beantragt – eine von vielen Fördermöglichkeiten. Stattdessen ist auch ein kleiner Unternehmenskredit denkbar. Fragt einfach bei der Bank Eures Vertrauens und lasst euch helfen, gemeinsam die Weichen für Eure Zukunft zu stellen.
Redakteurin, Coach und Eventmanagerin; Inhaberin von SG Events & Medien
Freie Autorin und Lektorin; Inhaberin Lektorat Stilsicher
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