ETF, Fondssparen, Rendite, Sparplan, Bausparen, Lebensversicherung: Sucht man im Internet nach dem Begriff Finanz-ABC, bekommt man rund 65.000 Treffer. Ein wahrer Dschungel an Informationen. Wie findet man sich da zurecht?
Ich, fast 40, ledig, keine Kinder, selbstständig im Medien- und Veranstaltungssektor, gebe zu: Ich habe von Finanzen keine Ahnung. Okay, mein Konto ist nie überzogen, ich komme mit dem Geld, das ich als Selbstständige verdiene, ganz gut zurecht, ich zahle in die gesetzliche Rente ein, habe zusätzlich eine private Rentenversicherung und eine Lebensversicherung.
Dann hört es aber auch schon auf. Börsenkurse sind für mich komische Kurven, ich weiß, legt man in Aktien an, kann man auch viel Geld verlieren, den neuen Trend der Kryptowährungen verstehe ich nicht und finde ihn daher irgendwie gruselig. Schon in der Schule fehlte mir das Verständnis für Zahlen und Kurven. Doch warum ist das eigentlich so? Ich bin seit elf Jahren selbstständig, habe einen eigenen Betrieb aufgebaut, mache meine Buchhaltung und meine Steuererklärung selber, arbeite mich in komplexe Verordnungen und Veranstaltungsplanungen ein. Warum sollte ich also kein Verständnis für Finanzen aufbringen können?
Eine Blitzumfrage im eigenen Bekanntenkreis bei Frauen zwischen 27 und 53 ergibt: Keine der Befragten stuft sich als „Expertin“ in Finanzdingen ein. Die Hälfte beantwortet die Frage nach ihren Finanzkenntnissen mit „Geht so“, die andere Hälfte stuft sich gar ein, diesbezüglich eine „Katastrophe“ zu sein. Tatsächlich gibt aber keine der Befragten an, sich das Thema nicht zuzutrauen. Vielmehr hat man bislang kein besonders großes Interesse dafür entwickelt, oder man hat schon immer jemanden gehabt, der die Finanzen für einen geregelt hat. Oft schließen Eltern diverse Versicherungen für einen ab, später sind es oft die Männer. Es scheint fast, als sei Frauen Geld nicht wichtig genug, um es auf der Prioritätenliste weiter hochzuschieben. Die meisten wollen aber gerne mehr darüber erfahren und lernen. Damit sind wir auch gut beraten. „Für viele Frauen ergibt sich später das Problem der Altersarmut – insofern hat gerade für alleinstehende / alleinerziehende Frauen Geld eben auch noch eine sehr große zusätzliche Bedeutung. Bis das erkannt wird, ist es meist zu spät, um hier durch schlaue Finanzentscheidungen noch korrigierend einzugreifen“, warnt Prof. Christina Bannier. Bannier besetzt im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen die Professur für Banking und Finance.
Mein Bekanntenkreis ist da also offenbar keine besonders negative Ausnahme. Zwei Drittel der Frauen gaben bei einer Umfrage eines Finanzportals an, kein oder nur kaum Finanzwissen zu haben. 60 Prozent der Frauen überlassen das Thema daher gleich ihren Männern. Gibt man bei Amazon „Frauen und Finanzen“ in der Suche ein, landet man bei über 3000 Treffern. Die Titel sind so klischeehaft wie eindeutig: „Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen“, „Keine Angst vor Mäusen“, „Die neue Geldmarie“. Immer wieder tauchen Begriffe wie „Unabhängigkeit“ oder: „selbst in die Hand nehmen“ auf. Noch deutlicher wird es beim Titel „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“. Sind wir Frauen finanziell zu abhängig von den Männern in unserem Leben? Geben wir unsere Finanzen zu leichtfertig ab? Und warum ist das so? Das neue Portal zukunftsplanerin.de der Volksbank Mittelhessen geht diesen Fragen auf den Grund – und möchte Frauen umfassend zu den Themen Finanzen und Vorsorge informieren, aber vor allem Mut machen. Mut, Finanzfragen einfach anzugehen. Hey, Mädels, ihr seid Mütter, ihr seid Ehefrauen, ihr wuppt meistens das komplette Familienmanagement, seid sogar teils erfolgreiche Selbstständige – ihr leistet doch ganz andere Dinge im Leben! Packt es doch einfach mal an!
Dass wir es anpacken müssen, steht außer Frage. Denn die offiziellen Zahlen sind alarmierend. Frauen verdienten 2020 durchschnittlich 18 % weniger brutto je Stunde als Männer, meldete das Statistische Bundesamt im März 2021. Die Unterschiede fielen in Westdeutschland (und Berlin) mit 20 % deutlich höher aus als im Osten (6 %). Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Verdienstabstand bis zum Jahr 2030 auf 10 % zu senken. Doch reicht das? Der Verdienstabstand hat nämlich drastische Folgen: Auf den „Gender-Pay-Gap“, also die Ungleichheit bei der Bezahlung, folgt der „Gender-Pension-Gap“ – die Ungleichheit beim Rentenbezug. Den bezifferte das Handelsblatt im April dieses Jahres auf satte 46 Prozent. Das kann einem schlicht und ergreifend nicht egal sein.
Doch sind wir Frauen tatsächlich so zögerlich, wenn es darum geht, die eigenen Finanzen anzupacken, vorzusorgen, Geld gar anzulegen und zu investieren? „Ja“, sagt Professor Christina Bannier, „Tatsächlich haben viele Studien gezeigt, dass Frauen sich nicht nur weniger ,trauen‘, sondern vor allem, dass Frauen ihr Finanzwissen unterschätzen – im Gegensatz zu Männern, die ihr Wissen hier gerne überschätzen“. Woher das mangelnde Selbstvertrauen von Frauen in Finanzdingen rühre, kann sie nur vermuten. Es könnte durchaus mit tradierten Frauenbildern zu tun haben.
„Ich glaube, Prägung und Erziehung spielen tatsächlich eine große Rolle“, sagt Anna Schoppa. Schoppa arbeitet als selbstständige Coachin mit Schwerpunkt auf Familien, Kindern und Jugendlichen, widmet sich in ihrer Praxis in Bad Nauheim aber auch dem Coaching von Paaren und Erwachsenen. In ihrer Arbeit begegnet ihr auch das Thema Geld immer wieder. Dass Frauen bei Finanzdingen zögerlicher sind als Männer, kann sie aus ihrer täglichen Arbeit heraus direkt bestätigen. Das habe aber vermutlich weniger mit mangelndem Selbstvertrauen zu tun, als tatsächlich mit den Rollenbildern. Sie zieht persönliche Erfahrungen als Beispiel heran: „In meiner Familie lagen die Themen Geld, Wirtschaftlichkeit und Versicherungen immer in männlicher Hand“. Das Thema habe für sie daher keine große Rolle gespielt. „Ich wurde in meiner Kindheit und Jugend darauf gar nicht vorbereitet“. Das Thema Geld und Versorgung sei in unserer Gesellschaft und Geschichte sowie auch seitens der Evolutionsbiologie stark männlich besetzt. „Unsere manifestierten Rollenbilder sind in dieser Hinsicht noch sehr stark verkrustet“. Es sei daher Zeit, diese zu überdenken und zu verschieben.
Also, Mädels, packen wir es an! Es ist nicht so schwer, wie es scheint. Raus aus den Abhängigkeiten! Nichtwissen ist ab sofort keine Ausrede mehr, denn wir bieten euch jede Menge spannenden Lesestoff zum Thema Finanzen und Unabhängigkeit. Lasst uns alle gemeinsam zu echten Zukunftsplaner*innen werden.
Redakteurin, Coach und Eventmanagerin; Inhaberin von SG Events & Medien
Kinder, Jugend & Familien Coach
Professorin für Banking & Finance im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Justus-Liebig-Universität Gießen
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zukunftsplanerin.de ist eine Initiative der Volksbank Mittelhessen.